Mein Leben mit mir

31 Juli 2006

Kommt ein Stöckchen geflogen...

Diesen Fragebogen hat der Goggel von dem Seelchen bekommen. Ich beantworte ihn natürlich gerne.

Warum bloggst Du?
Ich antworte mit einer Gegenfrage: Warum fragst du?
Es ist doch so, dass jeder was zu erzählen hat. Mit einem Blog kann man die Kommunikation vereinfachen. Es findet eine asynchrone und - in der Regel - anonyme Kommunikation statt. In einem Blog kann man also auch Dinge erzählen, die sich vielleicht nicht exakt so zugetragen haben. Auch kann man Dinge erzählen, über die man sonst Schweigen würde. Aber im Grunde blogge ich persönlich, weil es Spaß macht - auch wenn ich immer Ewigkeiten brauche, bis mir was einfällt, was ich schreiben könnte.

Seit wann bloggst Du?
Seit dem 13. Juli 2006, also noch nicht so fürchterlich lange - was man ja auch an der unübersehbaren Anzahl an Einträgen erkennen kann.

Selbstportrait
Es gibt einen französischen Weinexperten. Dieser hat gesagt: "Jeder sieht und schmeckt genau das, was er erwartet." Also will ich mal die Erwartungen nicht zu hoch ansetzen: Ich bin klein, dick und habe Glubbschaugen.
Allerdings will mich ja so niemand kennenlernen... Dann schreibe ich doch lieber: Ich bin groß, gut gebaut und habe eine Brille (zeitweise).

Warum lesen deine Leser deinen Blog?
Ich hab noch keinen von Ihnen gefragt...

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf deine Seite kam? Öh...ja....also....jemand hat meinen Blog über eine Suchanfrage gefunden????

Welche Blogeinträge bekamen zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?
Klare Antwort: ALLE!
Ich hatte binnen kürzester Zeit mit Abermillionen Besuchern gerechnet. Und was ist? Es kamen ganze 27 Personen (Stand: 31. Juli, 15.45 Uhr). Aber dafür bedanke ich mich natürlich bei diesen 27 Besuchern umso herzlicher!

Dein aktuelles Lieblingsblog?
Ganz eindeutig: Der Shopblogger. Ich kenne sonst niemanden, der über so banale Sachen schreiben kann und es trotzdem interessant und erheiternd ist. Am besten sind die Dateinamen der Bilder...

Deine Lieblingsband?
Jetzt fängt das "Poesiebuchgehabe" aus der Grundschule wieder an. Lieblingsband, Lieblingsfarbe, Lieblingsessen, Lieblingsstellung etc.
Mal ganz ehrlich: Was hat man davon, wenn man weiß, dass meine (derzeitige*) Lieblingsfarbe blau** ist? Diese ganzen Lieblinsdinge hängen von der jeweiligen Situation ab. Wenn ich traurig bin, höre ich wohl kaum "Always look on the bright side of life". Andersherum werde ich mir, wenn ich fröhlich bin, nicht das "Requiem" von Mozart auflegen. Aber sei's drum. Meine(derzeitiges*) Lieblingsband ist Toto. Das liegt daran, dass mich eben einer gefragt hat, ob ich die Band kenne. Seit dieser Frage summe ich "Africa" von Toto vor mich hin. Hätte er mich nach einem elektronischen Lied gefragt hätte ich jetzt vermutlich Chris Brann geantwortet.
* derzeitig heißt, dass sich die Antwort wirklich nur auf diesen Moment (31. Juli, 15.50 Uhr) bezieht
** blau ist ein Sammelbegriff. Da ich nicht so künstlerisch veranlagt bin, kann ich nicht sagen, ob es sich um ein azurblau, himmelblau, kornblumenblau oder was auch immer handelt.

Deine Lieblingsfarbe?
blau (siehe oben)
Hierzu muss ich allerdings noch sagen, dass blau meine "over-all-favorite"-Farbe ist. Aber ich mach auch rot, orange, grün, gelb, braun, lila, eierschalenweiß, senffarben, ocker....

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter?
Tja, als Newcomer in der Blogossphäre tue ich mich etwas schwer, vier Blogs zu benennen, denen ich dieses Stöckchen zuwerfen kann. Also schmeiße ich zur Telefonzelle.

27 Juli 2006

Es brennt, es brennt nicht, ...

 Dicht an dicht drängeln sich die Schwefelmoleküle. Wenn Sie denken könnten, wüssten sie, dass es gleich aus ist mit der trauten Gemeinsamkeit. Langsam streichen die Schwefelmoleküle an der Reibfläche entlang. Den ersten Molekülen wird es nun sehr warm. Plötzlich bricht ein Molekül aus dem Verbund aus und löst somit eine Kettenreaktion aus.

Er führt das entzündete Streichholz langsam zur Zigarette. "Wegen der akuten Waldbrandgefahr bitten wir auch kleinste Waldbrände den zuständigen Behörden zu melden." Ach, wie oft hatte er diese Nachricht bereits gehört. Aber die Sucht ist nunmal stärker als jeder gute Vorsatz. Er braucht jetzt seine Dosis Nikotin - und da stört es ihn auch nicht, dass er mitten in einem gefährdeten Waldgebiet steht.

Die Flamme entzündet die vordersten Tabakstücke der selbstgedrehten Zigarette. Er zieht an ihr. Das Nikotin löst in seinem Körper ein wahres Glücksgefühl aus. Ja, diese Zigarette brauchte er jetzt. Noch vollkommen von seinem kurzen Rausch überwältigt, wirft er das noch brennende Streichholz weg.

Die Schwefelmoleküle haben sich längst verflüchtigt. Die Flammen haben schon vor geraumer Zeit auf den dünnen 
Holzstiel des Streichholzes übergegriffen. Ein leichter Wind droht die Flammen auszublasen, während
das Streichholz durch die Luft fliegt. Das Holzstückchen fällt auf ein Stück ausgetrocknete Wiese.
Augenblicklich greifen die fast verloschenen Flammen auf die Grashalme über. Wie bereits bei der Entzündung des Streichholzes kommt es zu einer Kettenreaktion. Die Flammen
springen von Grashalm zu Grashalm. In kürzester Zeit ist ein quadratmeter großes Stück verbrannt.

Die Flammen fressen sich weiter durch die Wiese. Der aufkommende Wind bestimmt die weitere Ausbreitungsrichtung. Die Flammenzunge
nähert sich unaufhörlich einem Gebüsch. Wenige Sekunden später brennt der erste, dann der zweite und dritte Busch. Das Feuer springt auf einen Baum über. Aus dem kleinen Streichholz ist ein Waldbrand geworden.

Zur gleichen Zeit, wenige hundert Meter entfernt: Ein Ornitologe sitzt auf einem Hochsitz und sucht mit seinem Fernglas den Wald nach Vögeln ab. Rotkehlchen, Amsel und Schwalben hat er schon gesichtet. Doch er ist auf der Suche nach etwas anderem,
etwas viel größerem. Er möchte zu gern einen Falken sehen. Schon seit drei Tagen kommt er zu diesem Hochsitz - eine Internetbekanntschaft hatte ihm dazu geraten. Aber seit drei Tagen sieht er nichts anderes als Rotkehlchen, Amsel und Schwalben. Inzwischen kennt er jedes Blatt, jeden Ast, ja jeden Baum. Aber da sieht er durch seinen Feldstecher etwas, was er vorher nicht gesehen hat: Feuer!

Es ist 13.31 Uhr und 23 Sekunden. Der diensthabende Mitarbeiter der Feuerwehrleitstelle nimmt den Notruf entgegen. Der Anrufer ist sehr nervös.

13.31 Uhr 58 Sekunden
Der diensthabende Mitarbeiter löst Alarm aus, Stichwort "Flächenbrand". Da es Mittagszeit ist, löst er vorsichtshalber zusätzlich den Alarm über die Sirene aus.

13.32 Uhr 12 Sekunden
Der Meldeempfänger von 44 Kameraden der freiwilligen Feuerwehr gibt Alarm, Stichwort "Flächenbrand". Aber aufgrund der Mittagszeit wird es nur 12 Kameraden möglich sein, zur Fahrzeughalle zu kommen.

13.34 Uhr 23 Sekunden
Der erste Kamerad trifft an der Fahrzeughalle ein. Er bereitet alles vor, damit das Ausrücken schnell von Statten gehen kann.

13.34 Uhr 32 Sekunden
Es sind bereits zwei weitere Kameraden eingetroffen.

13.34 Uhr 49 Sekunden
Die Kameraden Nummer drei, vier und fünf treffen ein.

13.36 Uhr 00 Sekunden
Mit dem Eintreffen des sechsten Kameraden kann das erste Fahrzeug ausrücken.

13.36 Uhr 03 Sekunden
Der Fahrer schaltet das Martinshorn und die Signalleuchten ein. Vier Sekunden später ist das Fahrzeug an der Bundesstraße. Auf Grund einer Ampel und eines erhöhten 
Verkehrsaufkommens ist die Bundesstraße total verstopft. Das Feuerwehrfahrzeug kann nicht auf die Bundesstraße abbiegen, um so zum Einsatzort zu gelangen.
Ein beherzter Passant erkennt den Ernst der Lage und dirigiert - durch gezieltes Anbrüllen - die Autos auf die Bürgersteige und in die Busparktasche.

13.40 Uhr 09 Sekunden
Das Feuerwehrfahrzeug könnte jetzt auf die Bundesstraße fahren. Aus dem Lautsprecher des Funkgerätes quäkt die Stimme des Leitstellenmitarbeiters: "Einsatz aufgehoben. Brand wurde von Nachbarn mit Gartenschlauch gelöscht."

13 Juli 2006

Rien ne va plus

Eine Blechlawine quält sich langsam Zentimeter um Zentimeter durch die Straße. Am Firmament strahlt die Sonne mit sich selbst um die Wette. Die Luft flimmert über dem aufgeheizten Asphalt. Die Menschen in ihren stickigen Autos erinnern an Sardinien im eiegenen Saft. Kaum eine Person wagt sich bei dieser Hitze vor die Tür, lediglich einige arme Irre trauen sich den Bürgersteig zu betreten. Erinnerungen an Fakire, die über glühende Kohlen laufen, werden wach. Im dritten Auto vor der Ampel ringt eine ältere Dame mit der nahenden Ohnmacht. Ein Auto dahinter fängt ein kleines Kind an zu weinen. Ein Cabrio-Fahrer flucht leise vor sich hin. Warum lässt sich auch gerade in der größten Hitze das Verdeck nicht öffnen?

Mitten in dieser höllenartige Hitze tritt ein kleines Mädchen aus dem Imbiss in die Szenerie. Es strahlt über das ganze Gesicht. Auf dem runden, roten Gesicht ist kein einziger Schweißtropfen zu sehen. In der linken Hand hält es eine eisgekühlte Cola-Dose. An der Weißblechdose bilden sich erste Kondenstropfen. Die ältere Dame im dritten Auto ringt sich bei diesem Anblick einen neidischen Blick ab. Jetzt läuft das Mädchen zur Straße. Es bleibt vor einem Reisebuss stehen. Einer türkischen Dampfsauna gleich fühlt sich das Innere des Busses an. Mit einem diabolischen Grinsen im Gesicht hält sich das kleine Mädchen die eisgekühlte Dose an die Stirn. Das Grinsen wird zu einem Strahlen. Mit einemlauten Zisch öffnet sie die Dose und führt sie in Zeitlupe an die Lippen. Langsam läuft der erste Schluck in ihren Mund. Es folgt der zweite und der dritte. Ein kleines Rinnsal eisgekühlter Cola läuft aus dem rechten Mundwinkel. Die Insassen des Reisebusses schauen mit offenen Mündern wie gebannt diesem Schauspiel zu.

In diesem Moment springt die Ampel auf grün. Zentimeter um Zentimeter zieht die Blechlawine weiter - jedenfalls bis zur nächsten Ampel.